Stephan Griebel

Einsichten, Aussichten und anderes

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Burnout – Sind Mathematiker mehr betroffen als andere?

Posted by sjgriebel - 15. Januar 2012

Im Schwamm drüber!-Blog Übergangsprognosen wird als Quelle ein Beitrag des Bayerischen Staatsanzeiger genannt. Gezeigt wird dort eine Lehrerin, die sich entnervt an die Tafel lehnt: vollgeschrieben mit …? – mit mathematischen Berechnungen natürlich. In der ganzen Burnout Diskussion bin ich noch nicht darauf gestoßen, dass die Mathematiklehrkräfte besonders betroffen seien. Gibt es dazu Erhebungen? Sind also bestimmte Schularten oder Fächerkombinationen mehr betroffen als andere?

Die gleiche Frage stellt sich bei den Sitzenbleibern. Auch hier drängt sich der Eindruck aus, dass im Zweifelsfall ein Bild mit mathematischen Kontext die Negativmeldung am besten unterstreicht. Sind an irgendeiner Stelle Korrelationen bezüglich Unterrichtsfach und Wahrscheinlichkeit des Sitzenbleibens erfasst worden?

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Von Nichtschwimmern – oder: Wohin führt uns der Tablet Hype?

Posted by sjgriebel - 18. November 2011

Die DLRG stellt gemeinsam mit Emnid in einer Umfrage fest, dass die Anzahl der Nichtschwimmer unter den Kindern offenbar zunimmt. Dies hat mich verwundert, wo die allenthalben verbreiteten Spassbäder doch eigentlich viel mehr Familien ins Schwimmbad locken müßten, als es die früheren Sportbäder je konnten.  Vielleicht tun sie es ja auch, doch schwimmen, nein schwimmen tut man dort nicht. Man geht zwar gerne in die Spassbäder (= gestiegene Motivation) und bewegt sich mit großer Freude im Wasser (= hoher Grad an Aktivität) und das auch mit anderen (=sozial). Nur mit dem Schwimmen, ja, da ist das so eine Sache…

Früher gab es keine Spassbäder, sondern nur richtige Schwimmbäder. Die waren zwar langweilig, aber man schwamm. Was hätte man dort auch sonst machen sollen? Kaltes Wasser läßt sich schwimmend leichter aushalten. Und ausserdem waren die Becken so tief, dass alleine dies bereits zu Schwimmbewegungen anregte. Und so kam, was kommen musste, man lernte schwimmen.

Aktuell plagt mich die Frage, ob dies eine passende Analogie zum gegenwärtigen Tablet-Hype ist.  Man planscht sich hyperaktiv durch immer neue Apps. Man ist super motiviert, weil’s richtig Spass macht. Und, weil’s alle gemeinsam und zusammen machen, ist’s auch noch total sozial. Nur mit dem Lernen, ja, da ist das so eine Sache…

Genügt die eine App, wo doch die nächste noch viele coolere nur ein paar Klicks entfernt ist? So wie die Spassbäder immer einen neuen Kick bieten müssen, um bestehen zu können. Lernerfolg egal; Spass muss sein, sonst geht die Motivation in den Keller. Bei Nirvana hiess es „Entertain us“. Schule also als große Entertainment Show? Ist es das, worauf wir zusteuern? Wohin führt uns der Tablet-Hype?

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Lautsprechen befördert Widersprechen

Posted by sjgriebel - 14. Oktober 2009

In der Diskussion über den Einsatz von Computern im Unterricht scheint es im Wesentlichen zwei unvereinbare Extrempositionen zu geben. Auf der einen Seite die totalen Befürworter, denen andererseits eine ebenso total ablehnende Front gegenübersteht. Während die einen ausschließlich die Chancen und Möglichkeiten hervorheben, malen die anderen Schreckensszenarien an die Wand. Je lauter die eine Seite ihre Heilsbotschaften verkündet, desto mehr Widerstand provoziert sie. Damit erreichen die Befürworter genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich beabsichtigen, statt Zustimmung ernten sie Ablehnung.

Da ich selbst von den Potentialen der Technologienutzung überzeugt bin, möchte ich daher insbesondere den Befürwortern einen Strategiewechsel empfehlen, nämlich neben dem Hervorheben der neuen Möglichkeiten eingestehen, dass nicht alles so rund läuft, wie es manche Pressemitteilung denken lässt.

In der Tat ist es ja so, dass über die breite Einführung von Computern im Unterricht nicht erst seit wenigen Jahren gesprochen wird. In meiner Schulzeit hatten wir Computerräume voller Commodore-Rechner, und zwischenzeitlich habe ich Lehrer kennengelernt, die mit ihren Schülern bereits mit Lochkarten programmiert haben. Dass wir heute immer noch über das Für und Wider streiten, muss also Gründe haben.

Der in meinen Augen wesentliche Grund ist, dass man sich mit jeder neu entwickelten Technologiegeneration zunächst an den technischen und finanziellen Fragen der Ausstattung abarbeitet um am Ende ernüchtert festzustellen, dass es wieder einmal an Unterrichtskonzepten, Fortbildung und anderen Hilfestellungen gemangelt hat. Dies geschieht im Kleinen ebenso wie im Großen. Vielleicht jüngster Fall: Vor wenigen Wochen musste man in Frankreich eingestehen, 45 Millionen Euro für nichts versenkt zu haben (siehe Beitrag in der ZEIT).  Es sei hier auch auf den Blog von  Alanna Shaikh: One Laptop Per Child – The dream is over hingewiesen.

Muss sich Geschichte wiederholen? Kann man denn nicht aus den alten Fehlern lernen? Doch, das kann man. Nur würde es verlangen, dass man nicht nur den Start eines Projektes mit großem Tamtam kommuniziert, sondern dass man Ende eines Projektes genauso deutlich über die aufgetretenen Schwierigkeiten spricht und Empfehlungen gibt, was man das nächste Mal anders machen wird. Ich halte es für dringend geboten, dass Tagungen zu Computer im Unterricht regelmäßig Workshops und Vorträge zu den Dingen anbieten, die nicht funktioniert haben. Dies ist für die Masse der Zuhörer zwar nicht aufregend, prickelnd und spannend, für den Vortragenden sicherlich nicht unbedingt angenehm, für diejenigen, die die Sache aber wirklich voranbringen wollen, aber ungeheuer lehrreich.

Der vorgeschlagene Weg ist hart und steinig, es ist Kärrnerarbeit und bestimmt kein Vergnügen. Aber nicht nur das die eigenen Freunde was lernen können, vor allem müssten die Skeptiker und Kritiker einsehen, dass man nicht nur seine eigenen Neigungen befriedigt, sondern es richtig und tatsächlich ernst meint. Es würde ihnen gar nichts anderes übrig bleiben, als dieses Bemühen anzuerkennen, wollen sie sich nicht selbst durch fortgesetzten Starrsinn disqualifizieren.

Mein Wunsch an alle Technologiefreunde daher: Sprecht weiter über die Chancen. Sprecht aber ebenso über die Schwierigkeiten, die noch zu lösen sind. Nehmt damit den Kritikern den Wind aus den Segeln und tut der Sache schließlich was Gutes.

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